Man muss eigentlich schon ziemlich verrückt sein, um in 13 Tagen knapp 1700 M quer über das Mittelmeer zu fahren (ESP –HR) und dass auch noch als Urlaub zu bezeichnen. Naja, „Urlaub“ war es zumindest – wenn man unter „Urlaub“ bloß Arbeits-Abstinenz subsumiert.
Man muss aber zugeben: Ja, das muss man erlebt haben. Das Wellenbild irgendwo weit draußen zwischen Mallorca und Sardinien, ungewohnt hohe Wellenberge (inkl. Brecher) – die Einsamkeit am Meer. Man möchte diese Erfahrungen nicht missen.
Ist das aber „abendfüllend“, zumal man an diese Segel-Zeit auch den Anspruch des „Urlaubs“ im Sinn von Erholung, Ruhe und Geselligkeit stellen will?
Meines Erachtens: Nein! Auch wenn man jetzt in der glorifizierenden Distanz der Vergangenheit über diese Zeit berichtet (es ist nicht wenig passiert, man hat nicht wenig erlebt, Anm.), ist dennoch Fakt, dass das Anlegen nach einem schönen (respektive anstrengenden) Segeltag am Abend etwas sehr Erleichterndes (auch der Skipper hat einmal seine Ruhe) und vor allem etwas sehr Erholsames ist. Tja: Wenn man denn eine Marina/Hafen hätte:
Häfen/Marinas, die mitten auf der Hochsee schwimmen, sind eher die Seltenheit, und auch sonst ist die Zahl von geeigneten Häfen etwa in Sardinien, Sizilien oder Süditalien nicht so groß, wie man sie aus Kroatien gewohnt ist. Das Problem, nicht so aktueller oder detaillierter nautischen Unterlagen - Stichwort Hafenhandbuch – und eines gestrafften Zeitplans (es war ein Überstellungstörn) kommt obendrein noch dazu.
Und: falls wirklich etwas passieren sollte, ist man „da draußen am Mittelmeer“ mutterseelen alleine, in der Adria, vor allem in Küstennähe, kommt bald einmal wieder ein Schiff vorbei.
Conclusio: „Nautische Heldentaten“ (dieser Überstellungstörn war sicher noch keine) sind etwas für schauerliche Berichte am Segler-Stammtisch - ich persönlich ziehe viel mehr Lebensqualität aus einem schönen Urlaub, vollbringe keine mühsamen Gewalt-Törns - und fahr’ wieder nach Kroatien. Denn erst wenn man den Vergleich hat, lernt man die Bequemlichkeit des alt Bekannten zu schätzen.
Oliver