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Feig!!
Sind wir uns doch einmal ganz ehrlich: Eigentlich sind es doch die stillen Erfolge, die bei einem Segeltörn das Salz in der Suppe sind. Sei es der geglückte Anleger, eine „schöne“ Wende oder eine Halse, die wie mit samtenen Händen gefahren wird. Doch dies alles kann man sehen.
Nicht sehen kann man aber die "Törnplanung", auch wenn der Ausdruck vielleicht etwas backen-spießig klingt. Vielleicht ist „wann mach ich was am ‚g’scheitesten’?“ besser.
Nicht unwichtig ist dabei etwa, dass man nicht der Charter-Meute hinterher schippert. Ärgerlich freilich, wenn man an Tag Eins, Tag Zwei … genau das macht, was alle anderen machen: Und sich dann um rare Liegeplätze raufen kann – wie alle anderen auch.
Aber: Viel wichtiger ist – no na – meiner Meinung noch das Gespräch mit Petrus. Sei es über seinen „weltlichen Vertreter“ bei Split- oder Rijeka-Radio, den Petrus-Kobolden im NAVTEX-Gerät oder Petrus’ periodisch erscheinenden Druckwerken, die an Marina-Rezeptionen für 1 bis 5 Kuna feilgeboten werden. Und wenn alle Stricke reißen – oder man einfach im Urlaub zu faul zum Funkhören war – gibt es sicher zu Hause jemanden, den man um einen Blick auf prognoza.hr bzw. meteo.hr bitten kann.
Und was bringt’s? Am Beispiel eines eigentlich schönen September-Tages: Man liegt mit seiner neuen Charter-Bavaria in der Bucht Lucice („Dreifingerbucht“ auf Brac) an der Boje und schärft der besseren Hälfte noch am Abend ein, dass es am nächsten Tag früh aufstehen heißt. Wecker-Stellen war eigentlich unnötig, denn der erste Böen-Drücker weckte ohnehin um 5.15 Uhr früh.
Folglich legt man kurz vor 7 Uhr früh ab und wird, sobald man die Nase aus der Bucht, hält von SO 25 kn „empfangen“. Rasch motort man nach Milna, wo man bei gerade einmal 4 kn achteraus stressfrei und gemütlich anlegen kann. Das war sicher der kürzeste Tagestörn seit überhaupt. Logbuch: Ablegen 0658, Anlegen 0847.
Nun gut: Um 9.30 Uhr überlegt man bei Mocca und „Ornage-Juice“, ob das blinde Vertrauen auf den Wetterbericht wirklich notwendig war. Zweifel kommen auf. War man „zu feig"?
Um 12 Uhr kommen die ersten Schiffe herein, um 1230 Uhr ist es schon eine Karawane. Durchnässte und ängstlich dreinblickende Crews versuchen bei starkem Seitenwind anzulegen, dem Rundergänger kann man das Zittern seiner Knie ob der durchlebten Situation „draußen“ schon fast ansehen: „Nur rein, anlegen, koste es was es wolle!“ Klar, dass da nicht mehr alles auf Anhieb klappt. Auf den Schiffen sind mitunter Kinder, die eingepackt in Schwimmwesten ruhig auf Backskisten sitzen. Aber auch in einer vollen Marina wird für diese besonders berücksichtigungswürdigen Gäste noch ein Platzerl gefunden.
Na gut: Um 14.30 Uhr (Marina voll) sinniert man beim ersten Wodka-Bitterlemon, dass das blinde Vertrauen auf den Wetterbericht wirklich notwendig war. Keine Zweifel kommen auf: Man war nicht „zu feig“ - vielleicht aber "vor-sichtig". Oliver
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