„In Internet-Foren wird oft gemeckert: Über Motorboot-Fahrer, Jet-Ski-Akrobaten in der Bucht, Bavarias“, schreibt Bobby Schenk in einer der letzten „Yacht“-Ausgaben. Aber gerade bei letzterem stellt sich die Frage: Warum wird über Bavaria gemeckert? Bavaria als Opel-Manta des Meeres? Der Kiel-Abriss? Das Design?
Ja es stimmt: Die Zahl der Bavarias an den Charterstegen übersteigt bei weitem die Zahl der Beneteaus, Jeanneaus, Elans, Grand Soleils usw. Das ist eben so. Aber nicht grundlos. Während eine 42er Beneteau gut 170.000 Euro kostet (Basispreis), ist die gleich große Bavaria für einige 10.000 Euro weniger zu haben. Der Vercharterer will ein Geschäft machen. Muss er, denn die Konkurrenz ist groß, vor allem in Kroatien.
Doch wer ist an diesem Konkurrenz- und Preisdruck schuld, vielleicht die Charter-Kunden? Zuerst meckert die Charter-Gemeinde (zumindest laut „Yacht“), dass die Bavarias in der Überzahl sind. Wenn’s aber dann um die Kosten für eine Charter-Woche geht, wäre es eine mittlere Katastrophe, dass eine Beneteau mit ein paar Extras halt mehr kostet als eine gleich lange Bavaria in der Standardausführung.
Irgendwie wird man daraus nicht schlau. Es gibt aber auch viele Boots-Eigner, die ein Schiff aus Giebelstadt irgendwo in der Adria liegen haben. Schlecht? Nein. Es muss nicht „Hallberg-Rassy“, „X“ oder „Najad“ auf einem Bootsrumpf stehen, um am Wochenende von Pula in die nächste Bucht zu fahren und dann wieder zurück, weil nach zwei Tagen die Arbeit wieder ruft. Die wirkliche Blauwasser-Szene schwört sowieso auf Alu-Boote, der typische Bavaria-Fahrer will meist nicht im Südpolarmeer unterwegs sein.
Für die meisten Eigner stecken Jahre harter Arbeit dahinter, sich überhaupt ein Boot leisten zu können – es ist die Erfüllung eines Lebenstraums. Und sollte man einem Bootseigner, der wahrscheinlich Jahrzehnte für sein Boot geschuftet hat, wirklich kritisieren: Es ist ja „nur“ eine Bavaria?
Um gleich jeglichen Verdacht zu zerstreuen: Ich bin Beneteau-Fan. Allerdings erspare ich mir (mittlerweile) die üblichen spitzen Bemerkungen über Bavaria. Schon beim nächsten Törn könnte nämlich auch ich mit einer unterwegs sein.
Nebenbei bemerkt: Auch die Charter-Bavaria gehört jemandem. Und dieser Jemand hatte nicht genug Geld, das Boot auf einmal auszuzahlen. Daher musste er es in Charter geben – um sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Es ist daher eine Frage des Respekts, mit dem Lebenstraum eines anderen sorgsam umzugehen - egal, ob es eine Bavaria oder eine Wally ist. Im Übrigen wäre ich schon froh, mir eine Bavaria samt Erhaltungskosten leisten zu können.
Und vielleicht will ich mir irgendwann einmal auch ein Boot finanzieren und vielleicht geht das dann auch nur mit Charter-Einnahmen. Ich wäre dann sehr froh, wenn die Charter-Gäste „mein“ Boot auch mit dem nötigen Respekt behandeln und nicht nur als reinen Gebrauchsgegenstand ansehen.
Oliver
